Wer hat an der Uhr gedreht? Über die Sinnhaftigkeit der Zeitumstellung
Dreh ich die Uhr jetzt eigentlich vor oder zurück? Diese Frage haben sich am letzten Wochenende im Oktober bestimmt wieder einige Menschen gestellt - genau wie die Frage, warum das überhaupt gemacht wird und ob es wirklich noch Sinn macht. Die Diskussion über die Zeitumstellung erfolgt zweimal jährlich und verliert dennoch nie so richtig an Aktualität und Interesse - aus diesem Grund haben auch wir die Community gefragt, wie sie die Zeitumstellung sieht.

Der Hintergrund zur Zeitumstellung
Viele Menschen der jüngeren Generationen kennen es gar nicht mehr anders - zweimal im Jahr wird die Uhr umgestellt. Einmal eine Stunde vor, einmal eine Stunde zurück. Gesprochen wird dann von der "Normalzeit", die auch Winterzeit genannt wird und der "Sommerzeit". Doch das war nicht immer so - und vor allem gab es bei der Durchführung der Umstellung auch Unterbrechungen.
Tatsächlich gab es im Deutschen Reich bis 1893 überhaupt keine einheitliche Uhrzeit. Damals einigte man sich dann auf eine Uhrzeit für alle, die heute als "Mitteleuropäische Zeit" bekannt ist. MEZ entspricht dabei der Normal- bzw. Winterzeit.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges und dann auch im zweiten Weltkrieg wurde jedoch eine "Extrazeit" eingeführt, nämlich die Sommerzeit. In dieser wird die Uhr eine Stunde vorgestellt. Die Begründung zu Kriegszeiten war dabei, dass die Sonnenstunden besser genutzt werden konnten, insbesondere in Sektoren wie der Rüstungsindustrie und auch der Landwirtschaft.
Doch die Zeitumstellung wurde dann wieder ausgesetzt. Von 1950 bis 1979 wurde nicht mehr an den Uhren gedreht.
Aufgrund der Ölkrise einigte man sich dann aber doch wieder darauf, die Uhren zu verstellen. Dies insbesondere, um Energie zu sparen. Erst im Jahre 1996 wurden dann die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen innerhalb der Europäischen Union vereinheitlicht. Seitdem wird die Uhr einmal Ende März und ein zweites Mal Ende Oktober umgestellt.

Vor - und Nachteile der Zeitumstellung
Auch diese Frage dürften sich viele Menschen stellen, denn weder befinden wir uns derzeit im Krieg, noch in einer Ölkrise - was genau sind also die Vorteile der Zeitumstellung und warum wurde diese nicht wieder ausgesetzt?
Beginnen wir mit den Vorteilen. Wird die Uhr vorgestellt, beginnt die Sommerzeit - dadurch wird es automatisch erst später dunkel. Die "Tageslichtfreizeit" wirkt sich positiv auf viele Menschen aus, die tagsüber beschäftigt sind - dass sie nach Feierabend noch eine Sonnenstunde extra genießen können, ist für viele definitiv ein Vorteil.
Dadurch entsteht etwa ein höheres Aktivitätsgefühl und auch das Risiko für Depressionen kann sinken.
Dann gibt es weiter einige Punkte, die bestenfalls als "neutral" bezeichnet werden können. Dazu gehört beispielsweise der Verkehr. Nach der Umstellung auf die Sommerzeit erfolgen zwar kurzzeitig mehr Unfälle, jedoch verringert sich dann auf Gesamtsicht statistisch die Anzahl von Verkehrsunfällen.
Auch in Puncto Arbeit gibt es anzumerken, dass viele Arbeitnehmer nach der Umstellung erstmal Probleme mit Müdigkeit und Konzentration haben, was natürlich negative Auswirkungen auf die Produktivität hat. Allerdings ist bekannt, dass die bereits besprochene "Tageslichtfreizeit" sich positiv auf die Gemüter auswirkt, zu Vorfreunde und Euphorie führt - das wiederum steigert auch die Produktivität.
Ein weiterer Vorteil in der Arbeitswelt: Bleibt es länger hell, tendieren viele Menschen dazu, mehr zu unternehmen. Dadurch wird mehr Geld ausgegeben, was Arbeitsplätze schafft und die Wirtschaft ankurbelt.
Nun bleibt die Frage offen, was eigentlich gegen die Zeitumstellung spricht.
In den Tagen nach der Umstellung zur Sommerzeit ereignen sich medizinisch betrachtet mehr kardiale Probleme wie Herzinfarkte, aber auch die kurzfristige Steigerung von Unfällen spricht nicht für die Umstellung. Durch Konzentrationsprobleme und Schlafmangel geschehen dann außerdem mehr Unfälle, beispielsweise auf der Arbeit, im Haushalt oder eben im Straßenverkehr.
Gegen die Umstellung spricht außerdem, dass der eigentliche Hintergrund, den es nach der Ölkrise gab, nämlich die Einsparung von Energie, nicht mehr zeitgemäß ist. Erstens sind die meisten Beleuchtungsmittel inzwischen viel energiesparender als früher und zweitens werden in den Sommerzeitmonaten vermehrt andere Energiefresser, wie beispielsweise Klimaanlagen, eingesetzt.
Kompliziert ist es auch nach wie vor für Arbeitgeber und -nehmer, die in Schichtsystemen mit Nachtschichten arbeiten. Denn jedes Jahr stehen sie vor der Herausforderung, die Abläufe zu gewährleisten - dabei dürfen aber gesetzlich vorgegebene Arbeitszeiten und die Ruhezeit nicht vernachlässig werden.
Wenn das Wörtchen "eigentlich" nicht wäre...

Eigentlich sind sich die europäischen Länder schon längst einig, dass die Umstellung keinen Sinn mehr macht. Das Problem: Eine Einigung, welche der Zeiten am sinnvollsten ist, die gibt es nicht. Denn wäre beispielsweise die Sommerzeit dauerhaft, so könnte es in Spanien bis halb 10 am Morgen dunkel sein - in Polen jedoch könnte die Sonne schon um 3 Uhr Früh aufgehen.
Die Konsequenz: Eine Abschaffung der Umstellung könnte dazu führen, dass innerhalb Europas unterschiedliche Zeitzonen existieren, wenn jedes Land sich selbst entscheidet - eine Herausforderung für grenzüberschreitende Arbeiten und Arbeiter, aber auch die Wirtschaft.
Das denkt die gutefrage-Community über die Zeitumstellung
Wir wollten von der Community wissen, was sie eigentlich von der Zeitumstellung hält und haben in einer Umfrage gefragt, ob sie für oder gegen eine einheitliche Zeit sind - die Teilnahme war groß, über 400 Nutzerinnen und Nutzer haben abgestimmt, knapp 200 von Euch haben Ihre Gedanken mit uns in Ihren Antworten geteilt - wir freuen uns über diese rege Beteiligung und haben Eure Argumente mit größtem Interesse nachgelesen! Erkennbar ist allerdings eine eindeutige Tendenz, wie Ihr in den Abstimmungsergebnissen sehen könnt...

Es lässt sich sehen: Die Mehrheit ist für eine einheitliche Zeit - so etwa die Nutzer hologence, Waldi2007 und auch swisstime - sie alle teilen auch die Meinung, welche Zeit es sein sollte:
Normalzeit. Uhrzeit war ursprünglich am Sonnenstand orientiert, dh 12 Uhr war wenn die Sonne im Süden stand. Einheitliche Zonenzeiten haben das relativiert, damit nicht jedes Dorf seine eigene Uhrzeit hat, aber immer noch gibt es in einer Zeitzone wenigstens einen Längengrad, wo die mittlere Sonne um 12 Uhr im Süden steht. Mit der Sommerzeit hat man sich aus inzwischen devalidierten Gründen von diesem einfachen Prinzip entfernt. Die Normalzeit sollte wieder die normale Zeit werden. Wer abends länger Party bei Tageslicht will, soll einfach früher anfangen. Strikte Fabriktaktung mit Stechuhr verschwindet ohnehin, und jeder kann sich seine Gleitzeit aussuchen, wann er will.
... Winterzeit natürlich. Den dies ist ja die Standardzeit.
Die Zeitumstellung hat einfach nicht die erhofften positiven Effekte gebracht - sowohl was deren Art als auch was deren Umfgang angeht. Im Gegenteil: Viele Menschen haben Probleme mit der Zeitumstellung, insbesondere wenn es um die Umstellung auf die Sommerzeit geht.
Der ganze Aufwand rechtfertigt einfach nicht den Nutzen!
Winterzeit.
Vor der Einführung der Sommerzeit hat die niemand vermisst.
Länger abends aufbleiben kann man sowieso, egal ob mit Sommerzeit oder ohne. Das ist vielmehr eine Frage des Beginns und Endes der Arbeitszeit.
Verschiedene Zeitzonen innerhalb der EU sind kein Problem, das gibt es ja sogar innerhalb einzelner Staaten, etwa der USA oder Australien.
Somit ist die Sommerzeit überflüssig. Sie stört auch den normalen Lebensablauf, übrigens nicht nur der Menschen sondern auch der Tiere. So ist es für Kühe unangenehm, wenn sie plötzlich am nächsten Tag eine Stunde früher gemolken werden.
In Sachen einheitliche Zeit stimmen Nutzer wie vanOoijen und Singulus1 zwar zu, aber sie würden sich lieber die Sommerzeit wünschen:
Ich habe es lieber abends länger hell und bin daher für ganzjährige Sommerzeit.
Allerdings habe ich dazu hier schon einmal eine Umfrage gemacht und die Mehrheit war gegen die Sommerzeit.
Ich habe aber auch mit der Zeitumstellung kein Problem. Von mir aus kann es bleiben wie es ist. Nur bloß nicht ganzjährig Winterzeit (aber das hätte wohl leider eher eine Mehrheit als die Sommerzeit - insofern ist die Umstellung ein guter Kompromiss zwischen beiden Gruppen).
Persönlich wäre ich für die Sommerzeitt, obwohl es eigentlich die falsche Zeit ist. Aber ich genieße es einfach im Sommer, wenn es Abends länger hell ist.
Ist meine egoistische Meinung!
Eine Position gegen die einheitliche Zeit nimmt dafür beispielsweise Nutzer schwarzwaldkarl ein und argumentiert sogar mit den Antworten der anderen Nutzer:
Man sieht es doch nicht nur in Europa im Allgemeinen, sondern auch hier bei der Abstimmung. Die Leute, welche dann gegen die Zeitumstellungen sind, können sich auch nicht auf die Sommer.- bzw. Winterzeit einigen und das dürfte doch das größte Problem sein.
Verstehe auch echt nicht warum manche Menschen hier so ein großes Theater machen und sich an die Umstellung nicht gewöhnen können, für mich ist das echt lächerlich.
Aus diesem Grund hoffe ich doch, dass man sich in den nächsten dreßig Jahre nicht auf eine Zeit einigt, sodass wir weiterhin die Zeitumstellung haben werden. Danach ist es mir aber echt egal...
Aber auch hier gibt es Unentschlossene wie Marionetto, der das ausführlich erläutert:
Auch anhand Eurer Fragen zum Schluß bin ich inzw. unentschlossener als ich es dazu mal war...ich überlege inzw. praktisch jedes Jahr auf's Neue, was mir lieber ist... 😅
Ich merke keine unmittelbaren Folgen an mir selber ob der Zeitumstellung. 😐
Sommerzeit mag ich im Sommer halt, weil es dann uhrzeitlich morgens nicht zu früh schon zu hell ist und dafür abends eben länger dauert bevor es dunkel wird. Daran hatte ich mich inzw. im positiven Sinne gewöhnt, auch wenn mich vorher die "Winterzeit" im Sommer nicht sonderlich störte. Bin ja damit groß geworden! Weitere Vor- und Nachteile sehe ich subjektiv z.Z. aber mit den Zeiten für mich nicht wirklich.
Ich hätte auch keine Probleme mit unterschiedlichen Zeitzonen in Europa. In Portugal war/ist ja schon immer 1 Stunde Differenz zu ihren Nachbarn und zu D.!
Wegen der Helligkeit morgens+abends bzw. wg. des Sonnenstandes ist mir eigentlich klar, daß es von Ost nach West unterschiedliche Zeitzonen geben müßte...eigentlich schon immer, mindestens gemäß GMT/CET/EET! Aber natürlich ist/wäre es doof, wenn ein Land im Osten die eher "westliche Zeit" nähme und ein Land im Westen eher eine "östliche Zeit". Soviel Durcheinander ginge wohl schlecht. Aber das ist ja wohl momentan das Problem...jedes Land will Zeiten, die untereinander "unpassend" wären so wie ich es eben beschrieben hatte... 😅🤭
Somit wird es wohl eher NIE etwas mit einer Einigung! Wie so oft inzw.! 😁😉
Trotz überwiegender Tendenz der Community lässt sich also sagen, dass durchaus irgendwie verständlich ist, weshalb sich die Länder besonders in einem einig sind - nämlich darin uneinig zu sein. Wann die tatsächliche Abschaffung der Zeitumstellung eintreten wird, bleibt somit für uns alle eine offene Frage.
Hast auch Du eine Meinung zum Thema? Dann schau gern bei unserer Meinung des Tages vorbei! Wir freuen uns auf Deine Antwort!