Es steht fest: Trump wird ins weiße Haus zurückkehren
So wirklich "knapp" zusammenfassen lässt sich wohl kaum noch, weshalb der Sieger der vergangenen US-Wahlen, Donald Trump, vielseitig kritisiert wurde. Seien es Vorwürfe der Belästigung, "Probleme" bei der Verbuchung von Geldern, den Sturm des Kapitols, die Mitnahme von Geheimakten nach Beendigung seiner ersten Amtszeit oder den Vorwurf der Verschwörung um das Ergebnis in Georgia zu kippen - die Liste scheint lang. Und dennoch steht fest: Der umstrittene Politiker wird erneut der Präsident der USA.

Das Wahlsystem der USA
In den USA funktioniert das Wahlsystem anders als in Deutschland. Die Stimmen der Wähler entscheiden über die Zusammensetzung des Wahlleute-Kollegiums, das sogenannte "Electoral College". Das wiederum wählt dann den Präsidenten. Jeder Bundesstaat darf Wahlmänner und -frauen entsenden, die Anzahl orientiert sich dabei an der Einwohnerzahl des Bundesstaats.
Als Beispiel: Kalifornien schickt 54 Wahlmänner, Texas 40 und Florida 30. Hingegen entsenden Alaska und Delaware nur drei.
Und jetzt wird es etwas kompliziert: Die Anzahl der Wahlleute wächst nicht zwingend proportional mit der der Einwohnerzahl. In Montana repräsentiert einer von ihnen ungefähr 350.000 Wähler, in Kalifornien vertritt ein Wahlmann aber fast doppelt so viele. Im "Electoral College" haben beide aber dennoch dasselbe Stimmgewicht.
Weiter geht es dann nach dem Prinzip "Winner takes all" - zumindest in 48 der 50 Bundesstaaten. Wer in diesen Staaten die Mehrheit der Wählerstimmen für sich gewinnt, der bekommt auch die Stimmen aller Wahlleute des Bundesstaats, wohingegen der unterliegende Konkurrent komplett leer ausgeht. Die Ausnahme bilden nur Nebraska und Maine, dort werden die Stimmen der Wahlleute annähernd proportional vergeben.
Um zu siegen, braucht ein Kandidat die Stimmen von 270 Wahlleuten. Aufgrund dieses indirekten Wahlsystems kann es dazu kommen, dass ein Kandidat zwar landesweit mehr Direktstimmen bekommt und dennoch die Wahl verliert - dies war etwa 2016 der Fall, damals stimmten einigen Millionen Wähler mehr für Clinton, dennoch gewann Trump.

Harris vs. Trump - wer sind die beiden?
Der Wahlkampf in den USA lief dieses Jahr etwas holprig - so war es doch für viele eine Überraschung, dass der noch amtierende Präsident, Joe Biden, sich frühzeitig aus dem Rennen zurückzog. Zeitnah wurde dann dessen Nachfolgerin bestimmt - die bisherige Vize-Präsidenten Kamala Harris.
Dass Harris kurzfristig kandidierte, war für politische Beobachter keine Überraschung. Die 59-jährige hegt schon seit langem große politische Ambitionen. Sie studierte sowohl Politik- und Wirtschaftswissenschaften als auch folgend Jura, 1990 erhielt sie die Zulassung als Anwältin. 2010 wurde sie Generalstaatsanwältin Kaliforniens, 2016 kandidierte sie für den US-Senat. 2017 wurde sie vereidigt. 2019 verkündete sie, für den Posten der demokratischen Präsidentschaftskandidatin zu kandidieren, zog die Kandidatur allerdings aufgrund perspektivisch schlechter Umfragewerte zurück. Dennoch wurde sie schon im darauf folgenden Jahr zur Vizepräsidentschaftskandidatin ernannt. Hätte sie bei den Wahlen 2024 gewonnen, wäre sie die erste Frau im US-Präsidentenamt geworden.
Bei Donald Trump ist die mediale Berichterstattung etwas schwieriger - durchforstet man seine Informationen, stößt man besonders auf Verschwörungstheorien sowie Anklagen. Trotz seiner Niederlage bei den Wahlen zuvor und strafrechtlicher Verfahren hält die republikanische Partei zu Trump.
Dieser studierte Wirtschaftswissenschaften und stieg danach in die Firma seines Vaters ein. Im jungen Alter von 25 Jahren übernahm er diese und entwickelte Prestigeprojekte wie das Grand Hyatt Hotel und auch den bekannten Trump Tower in New York. 2004 bis 2015 spielte er die Hauptrolle, den Moderator, in der Realitiy-Show "The Apprentice" auf NBC. Kritisiert wurde diese Serie aufgrund rassistischer Äußerungen Trumps. 2016 gewann Trump das erste mal die Präsidentschaftswahlen und setzte sich somit gegen Clinton durch. 2024 gewann er erneut die Wahl und wird somit ins Weiße Haus zurückkehren.
Politische Positionen der Konkurrenten
Politische Themen gibt es beinahe unzählig viele, weshalb im Folgenden nur eine Auswahl der Themen betrachtet wird, in denen sich die Konkurrenten wohl am meisten unterscheiden dürften, was ihre Positionen betrifft.
Im Bereich Wirtschaft, Handel und Soziales fordert Harris etwa Steuergutschriften - und zwar für die Mittelschicht und die unteren Einkommensklassen. Sie möchte den Menschen in diesen Schichten Erleichterung verschaffen und auch Familien durch Gutschriften unterstützen.
Trump will hingegen vor allem Unternehmen steuerlich berücksichtigen und kündigte die "größte Steuersenkung in der Geschichte der USA" an, woraus ein Wirtschaftsboom folgen soll. Unternehmensbesteuerungen will er beispielsweise von 21 auf 15 Prozent senken.
Wo Harris wiederum eine Mindeststeuer für Milliardäre fordert (Mindestens 25 Prozent Einkommenssteuer ab einem Vermögen von 100 Millionen Dollar), fordert Trump, dass insbesondere ein Ende der Doppelbesteuerung. Im Ausland lebende Amerikaner sollen also nicht mehr auch in den USA Steuern abführen müssen.
In Puncto Klimakrise setzt Harris auf den Ausbau erneuerbare Energien und wünscht sich Unterstützung für Entwicklungsländer. Trump hingegen setzt auf die Rückkehr zu fossilen Energien und möchte Bidens Klimagesetzte für nichtig erklären.
Interessant ist besonders das Themengebiet Abtreibung - wie medial immer wieder diskutiert wird, sind die USA und die Einwohner bei diesem Punkt sehr im Zwiespalt. Harris plädiert für ein Fortbestehen des Rechts auf Abtreibung, ging sogar auf Rundreise und warb für das Thema. Trump hingegen versucht, sich zum Thema nicht klar zu positionieren - spricht sich gegen ein bundesweites Abtreibungsverbot aus, möchte zeitgleich aber auch die Stimmen von Abtreibungsgegnern nicht verlieren und warf Harris die "Hinrichtung von Babys" vor. Er möchte, dass gesetzliche Regelungen zu Abtreibungen eine Angelegenheit der Bundesstaaten werden.
Auch in Sachen Bildung könnten die Positionen wohl kaum unterschiedlicher sein. Harris sieht Bildung als Grundrecht, wünscht Universitätsabschlüsse ohne Verschuldung und plädiert für niedrigere Kinderbetreuungskosten. Außerdem warb sie für bessere Bezahlung von Lehrkräften, finanziert durch die Anhebung der Erbschaftssteuer um ein Prozent für Superreiche.
Trump möchte hingegen, dass das Bildungsministerium abgeschafft wird und künftig die Bildung Sache der einzelnen Bundesstaaten wird. Festanstellungen von Lehrern sollen abgeschafft werden, gleichzeitig will er mit leistungsbezogenen Vergütungen einen Anreiz für hochwertigen Unterricht schaffen.
Gleichzeitig möchte er auch Stellen streichen - und zwar vor allem diejenigen, die verantwortlich sind für Initiativen für Vielfalt, Gleichberechtigung und auch Integration. Weiter sollen Bildungseinrichtungen, die die "critical race theory" oder Gender-Themen lehren, keine weitere finanzielle Unterstützung erhalten.
Die größten Unterschiede dürfte man wohl beim Thema "Migration" erwarten. Allerdings fasst sich Harris hier relativ kurz und kritisiert vor allem Trump. Sie sprach sich für ein parteiübergreifendes Grenzgesetz aus, welches Grenzüberschritte zwischen den USA und Mexiko verschärft hätte - nötig gewesen wären dafür tausende zusätzliche Zoll- und Asylbeamte. Der Vorschlag wurde maßgeblich durch das Mitwirken von Trump abgelehnt. Dennoch will auch Harris bei Asylanträgen härter durchgreifen und strengere Kontrollen durchführen, sodass die Migration eingedämmt wird.
Rigoroser sind hierbei Trumps Ansichten. Dieser möchte Abschiebungen im großen Stil, sprach sogar von der größten inländischen Abschiebeaktion der Geschichte der USA. Auch Sympathisanten der Hamas sollen, wenn es nach ihm geht, das Visum verlieren.
Überraschend kam der Vorschlag, Studierenden aus dem Ausland, die sich an einem US-College befinden, automatisch eine Greencard anzubieten. Eigentlich steht dies im Widerspruch zu Trumps Agenda.
Die mitunter größten Differenzen gibt es beim Thema Außenpolitik und co. Harris ist Unterstützerin der Ukraine und will diese auch weiter unterstützen. Auch ein Bekenntnis zur NATO gilt als wichtiger Punkt ihrer Agenda. Loyalität zu Israel, welche aber auch den (zu) harten Militäreinsatz kritisiert, war ebenfalls einer der Punkte von Harris.
Trump hingegen droht den NATO-Mitgliedern und erklärt, er würde sich nicht an die Klausel der kollektiven Verteidigung gebunden fühlen. Er würde im Gegenteil Russland ermutigen, mit den NATO-Mitgliedern zu tun, was es wolle. Den Krieg mit der Ukraine will er beenden - wie genau, das erklärt er aber nicht. Weltweit wird gefürchtet, dass es auf einen Deal mit Russland herauslaufen könnte.
Dies behandelt, wie bereits eingehend gesagt, nur einige wenige der zahlreichen Punkte der beiden Agenden. Ausführliche Aufschlüsselungen findet Ihr beispielsweise hier oder oder auch auf dieser Seite.

Internationale Reaktionen
Bundeskanzler Olaf Scholz gratulierte Trump und bot eine weitere transatlantische Zusammenarbeit an. Auch Baerbock teilte mit, dass Deutschland gerne weiterhin ein verlässlicher Verbündeter der USA sein wird.
Mark Rutte, der NATO-Generalsekretär, beglückwünschte Trump und erklärte, dass er sich darauf freuen würde, mit Trumps Unterstützung die NATO weiter zu führen und dadurch Frieden und Stärke zu fördern.
Ausbleibend sind wirkliche Reaktionen von Seiten Russlands. Putin habe nach Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nicht vor, Trump zu dessen Sieg zu gratulieren. Weiter erläuterte der Sprecher, dass nicht vergessen werden sollte, dass über ein unfreundliches Land gesprochen würde, welches direkt und indirekt verwickelt ist in einen Krieg gegen den eigenen Staat.
Anders tönt es von Seiten Seleskyjs. Dieser beglückwünschte Trump sogar vor der offiziellen Verkündung des Wahlergebnisses und bezeichnete den Sieg als "eindrucksvoll". Er erklärte, er hoffe darauf, Trump bald persönlich gratulieren zu können und in diesem Atemzug auch über die weitere Unterstützung der Ukraine zu sprechen.
Netanjahu, der israelische Regierungschef, spricht vom "Größtem Comeback der Geschichte" und gratuliert Trump zur Rückkehr ins Weiße Haus. Er hofft auf eine Wiederbelebung der Allianz von Israel und Amerika - denn Trump gilt als Unterstützer Israels.
Auch der türkische Präsident Erdogan gratuliert seinem "Freund" und zeigte sich hoffnungsvoll, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gestärkt werden könnten. Zudem erklärte er, dass er auf eine Lösung der "Palästinenser-Frage" hoffe und auch auf ein Ende des Kriegs zwischen Russland un der Ukraine.
Die iranische Regierung bleibt relativ gleichgültig - eine Regierungssprecherin erklärte, es sei irrelevant, wer in den USA Präsident werde, da die Planungen bereits im Voraus getroffen wurden.
Frankreichs Präsident, Emmanuel Macron, gratulierte Trump sogar als einer der ersten Staatschefs und erklärte, er sei bereit für eine weitere Zusammenarbeit, so wie sie auch schon einmal für vier Jahre stattgefunden hat.
Weitere (inter)nationale Reaktionen findet Ihr hier aufgelistet.
Unsere Meinung des Tages zum Thema
Ein brandaktuelleres Thema als die US-amerikanische Wahl dürfte es international wohl kaum geben - deshalb wollten wir unbedingt von der Community erfahren, was sie über die Ergebnisse denken. Die Meinungen gehen zwar auseinander, dennoch gibt es eine spürbare Tendenz. Im Folgenden seht Ihr einige derjenigen Antworten, die von Euch die besten Bewertungen bekommen haben und das allgemeine Stimmungsbild gut darstellen:

Entsetzte Reaktionen gibt es von ShadowHunter666, kiniro und wasauchimmerrr:
Unsere Fragen an Euch:
- Wie bewertet Ihr das Wahlergebnis in den USA? Habt ihr die Wahl-Nacht verfolgt?
Ja, ich habe die Wahlnacht verfolgt, da ich unter anderem lange in den USA gelebt habe und mich aktuell in Grund und Boden schäme. Meine geplante Dienstreise in die USA kommendes Jahr habe ich eben bei meinem Chef schriftlich negiert, ich setze keinen Fuß in dieses Land in Zukunft.
Das Ergebnis ist in allen Punkten erschreckend, widerlich, ekelhaft und vor Dummheit nur so strotzend.
- Denkt Ihr, dass der Zeitpunkt von Harris' Nominierung gut gewählt oder zu spät kam?
Ich denke, sie hätte jederzeit nominiert werden können und dennoch hätte die überwiegende Menge weißer (dummer) Amerikaner männlichen Geschlechts gesagt: "neee ne Frau wähl ich nicht".
Sie ist kompetent, klug, gebildet, aus der Mittelschicht... Alles, was die in den USA nicht verstehen, vermutlich ist sie zu klug...
- Welche Folgen befürchtet Ihr für die deutsche, aber auch die weltweite Wirtschaft?
Wie von Trump angekündigt, werden die Zölle steigen, was mehr Kosten verursacht, hoffentlich wenden sich genug Partner von den USA ab, sodass diese auf ihren Zöllen sitzen bleiben. Make America Pleite again.
- Was denkt Ihr, welche Richtung die USA in puncto Ukraine, Gaza oder China-Politik einschlagen könnte?
Trump hat angekündigt, die Ukraine nicht mehr zu unterstützen und die Nato zu verlassen, damit fällt die Ukraine an Putin und dieser wird nicht lange fackeln, ehe er sich umsieht, was er noch einnehmen kann, für sein großes, russisches Reich von dem er träumt.
Trump wird tun, was die Machthaber im Hintergrund (Project 2025) von ihm verlangen, der ist selbst zu dumm um das zu schnallen.
Meine Meinung dazu fällt kurz und knapp aus:
Ich möchte gerne ab 2025 für die nächsten 4 Jahre in ein anderes Universum auswandern.
Einen irren Narzissten, der Geschichtslimbo betreibt, hat der Welt gefehlt ... nicht.
cafibone hingegen sieht im Ergebnis den Beweis der Demokratie, PieOPah gratuliert dem Sieger:
Das nennt man Demokratie. Trump hat die Wahl gewonnen und ein feiges Attentat überlebt.
Jetzt schäumen Gegner und Feinde.
Es lebe die Demokratie.
Zuerst einmal frage ich mich, wieso wir uns so sehr mit der Wahl in Amerika beschäftigen. Vor allem, weil scheinbar alle gegen Trump sind. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Beim letzten Mal hatte es ware Horrorszenarien vor seiner Wahl gegeben und passiert ist danach: nichts. Allerdings neigen wir dazu, die Dummschwätzer schnell zu vergessen.
Amerika hat im Rahmen ihrer Demokratie gewählt. Ich bin kein Amerikaner, da hab ich mich nicht einzumischen. Ich wünsche Amerika aber eine gute Zeit und gratuliere Donald Trump zu diesem sehr wahrscheinlichen Sieg.
Und nun schaue ich wieder auf die Probleme, die wirklich in meinem Wirkungsbereich liegen.
In der Tat finden sich nur vereinzelt Antworten, die nicht (direkt) gegen Trump gehen - viele der Antwortenden empfinden ihn in dieser Stelle als deplatziert, wieder andere erwarten schwerwiegende Konsequenzen für den Westen.
Hast auch Du eine Meinung zum Thema? Dann schau' schnell bei der Meinung des Tages vorbei. Wir freuen uns auf Deine Antwort!