Meinung des Tages: Immer weniger Schüler im Religionsunterricht - ist klassischer Religionsunterricht an Schulen noch zeitgemäß?
Die Zahl der Schüler, die Religionsunterricht an öffentlichen Schulen sind weiterhin rückläufig. Hierfür gibt es zahlreiche Gründe. Zudem stellt sich auch die Frage danach, inwieweit klassischer Religionsunterricht heute überhaupt noch zeitgemäß ist...
Rückgang der Kinder im Religionsunterricht
In Deutschland steht es laut neuesten Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) nicht gut um den christlichen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen: Demnach nahmen im letzten Schuljahr 28,5% der Schüler der Klassenstufen eins bis zehn am evangelischen und 25,2% am katholischen Religionsunterricht teil. Im Schuljahr 2015/16 lag die Teilnehmerquote noch bei 35,2 & 33,6%.
Die Zahlen, welche alle zwei Jahre von der KMK erhoben werden, zeigen nicht nur den Rückgang in beiden Fächern an, sondern auch, dass immer mehr Schüler den sog. Ersatzunterricht besuchen. Hierzu zählt z.B. der Ethikunterricht, bei dem sich die Teilnehmerzahl in den letzten Jahren nahezu verdoppelt hat. Ebenso gab es einen deutlichen Zuwachs bei Besuchern des Islamunterrichts.
Mögliche Gründe
Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Mathias Kopp, sei von den Zahlen zwar enttäuscht, aber wenig überrascht. Der Rückgang entspreche ihm zufolge in etwa dem der Kirchenaustritte in Deutschland.
Als Gründe hierfür nannte er z.B. die generelle Kirchenkrise sowie die weiterhin präsente Missbrauchsthematik. Gabriele Klingberg von der Bundeskonferenz katholischer Religionsverbände sagte weiterhin, dass immer weniger Kinder religiös sozialisiert und erzogen werden und Religion im Alltag der Kinder keine große Rolle mehr einnehme.
Wohin steuert der Religionsunterricht?
Laut Klingberg gibt es in manchen Bundesländern bereits sehr erfolgreiche Kooperationsmodelle, in denen Schüler evangelischer und katholischer Konfession sowie Konfessionslose zusammen unterrichtet werden. Das würde z.B. dazu führen, dass die Schüler sämtliche Perspektiven und Facetten des Christentums kennen lernen.
Unsere Fragen an Euch:
- Ist klassischer Religionsunterricht an Schulen Eurer Meinung nach noch zeitgemäß?
- Welche Bedeutung bei der Vermittlung von Werten und Normen hat Religionsunterricht Eurer Meinung nach?
- Sollte Religionsunterricht an Schulen weiter gefasst werden und z.B. sämtliche Religionsgemeinschaften und Strömungen mit einbeziehen?
- Wie erklärt Ihr Euch, dass Religiosität innerhalb vieler Familien in den letzten Jahren immer weiter abgenommen hat? Was sind die Gründe?
Wir freuen uns auf Eure Beiträge.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
560 Stimmen
127 Antworten
..., zumindest nicht in klassischer Form.
Der Staat sollte unabhängig von (anderen) idelogischen Vereinigungen Schüler über diverse ideologische Vereinigungen (darunter auch Religionen) aufklären und deren Hintergründe erklären.
Welche Bedeutung bei der Vermittlung von Werten und Normen hat Religionsunterricht Eurer Meinung nach?
Keine!
Man kann aber selbstverständlich Werte und Normen zum Inhalt des Unterrichts machen, das wäre durchaus sinnvoll.
Vergleiche verschiedener Ethiken und so etwas.
Sollte Religionsunterricht an Schulen weiter gefasst werden und z.B. sämtliche Religionsgemeinschaften und Strömungen mit einbeziehen?
Natürlich!
Wie erklärt Ihr Euch, dass Religiosität innerhalb vieler Familien in den letzten Jahren immer weiter abgenommen hat? Was sind die Gründe?
Zunehmende Bildung, aber auch zunehmende Machtverschiebung weg von Religionsgemeinschaften.
Mit Hauptursache dafür dürfte die Globalisierung (inklusive Internet) sein.
Nein, Religionsunterricht zahlt der Staat nicht die Kirche.
Das ist nicht richtig, viele Kindergärten, Schulen und Universitäten sind im Besitz der katholischen Kirche. Dort gibt es auch Religionsunterricht. Ich nehme an, dass er sich wesentlich von staatlichen Einrichtungen unterscheidet.
Das ist falsch.
Der Staat stellt und bezahlt in der Regel die Religionslehrer - die aber brauchen auch die Erlaubnis der Kirchen, um unterrichten zu dürfen.
Der religionskritische Politologe Carsten Frerk berechnet allein die Personalkosten für den Religionsunterricht mit 1,6 Milliarden Euro und kommt zu dem Ergebnis: eine gigantische Subvention für diese Institution.
das gilt ausschließlich für staatliche Bildungseinrichtungen! Privatschulen und kirchliche Schulen sind davon nicht betroffen.
Deine Behauptung war
Staat sollte unabhängig
an staatlichen Schulen ist das bereits der Fall,
Jetzt kommen wir zusammen. Von dieser Seite habe ich das noch nicht betrachtet. Problem ist aber, dass nicht nur Kirchen, sondern auch der Staat eine ideologische Vereinigung ist. Religionslehrer benötigen also die Anerkennung beider Seiten. Unabhängig in dieser Form sind insofern also höchstens Privatschulen.
Stimmt, bei uns war das auch schon so (und ich war schon 1989 mit der Schule fertig).
Das ist ja nicht mal "Religionsunterricht", es ist evangelische/katholische Bibelkunde.
Wenn es einen religionswissenschaftlich fundierten Unterricht gäbe, in denen die Kinder alles über sämtliche (Welt-)religionen, deren Historie, Hintergründe etc. lernen würde, wäre das sinnvoll und ein ganz anderes Thema. Bibelstunden haben an einer öffentlichen Schule nichts verloren und gehören in den Privatraum.
es ist evangelische/katholische Bibelkunde.
Falsch. Ich habe Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus in gleichem Ausmaß bearbeitet…
Das ist nicht Standard. An deutschen Schulen heißt es auch explizit "evangelischer Religionsunterricht" und "katholischer Religionsunterricht". Und hier liegt der Hauptfokus.
An deutschen Schulen heißt es auch explizit "evangelischer Religionsunterricht" und "katholischer Religionsunterricht
Vielleicht in Bayern.
Ich kenne Niemanden der etwas anderes als ich hatte.
Falsch. Ich habe Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus in gleichem Ausmaß bearbeitet…
Finde ich toll und dem Bildungsauftrag entsprechend - aber wohl eher die klägliche Ausnahme...! ;(((
das kannst du in deiner freizeit zu hause tun. in der schule hat es trotzdem nichts verloren
Dann könnten wir auch "Harry Potter" als Schulfach anbieten.
Dein Kommentar hat nichts mit der Diskussion zu tun und ist kein Argument.
Religionsunterricht an öffentlichen Schulen gehört abgeschafft. Religion sollte reine Privatsache sein und hat in der Schule nichts verloren.
und woher sollen die Kinder wissen was Religion ist? Bekommen sie durch die eltern zuhause erzählt was es ist und welche Religionen es gibt? Never....
Die sollen es gar nicht wissen. Andere Kompetenzen sind wichtiger, z.B. Leseverständnis.
Religion ist privat Sache und hat an einer staatlichen Schule nichts verloren. Entweder den Kinder wird von den Eltern eine Religion mitgegeben oder sie bilden sich selbst weiter. Heutzutage wo jedes 10 jährige Kind ein Smartphone hat ist das wirklich kein Problem. Vorausgesetzt sie wollen sich tatsächlich mit einer Religion befassen. In der Schule werden viele Kinder nämlich dazu gezwungen.
Einen vergleichenden, rein informativen Überblick über Religionen kann kurz im Geschichts- oder Philosophieunterricht gegeben werden. Dazu braucht es kein extra Fach. Das kann man neutral und objektiv in wenigen Wochen abhandeln.
Religionsunterricht im Sinne der Titelfrage meint einen Unterricht wie derzeit stattfindend, also fokussiert auf die Glaubensvorstellungen einer bestimmten Religion und Konfession, z.B. evangelisch-lutherisch oder katholisch. Solch ein Unterricht ist komplett verzichtbar und informiert nicht über andere Religionen oder übt gar Religionskritik.
und durch ein smartphone bilden sie sich weiter? Tut mir leid das ich lachen muss ;-) Soviel ich weiß ist Religionsuntericht nicht unter zwang. Ansonsten lese einfach meinen Beitrag....
Die Religionen werden auch im Fach Ethik beleuchtet, aber weniger durch die jeweilige subjektive Glaubensbrille. Das halte ich durchaus für ausreichend. Wenn Schüler Interesse daran haben, werden sie sich hier sowieso privat weiter informieren.
Im Gegensatz zu der Zeit von vor 20 Jahren gibt es zusätzlich Kita, mehr Betreuungsangebote, dann statt Halbtagsschulen gibt es Ganztagsschulen. Hat dieser "noch mehr" Unterricht die Kinder schlauer gemacht? Ich denke nicht. Das Niveau muss heute sinken.
Religion ist ein absolutes Nebenfach. Das kann entweder ganz entfallen, stark eingeschränkt werden, oder zu Gunsten anderer Fächer entfallen.
sie kommen von allein drauf das religionen nichts als ein steinzeitlicher aberglauben ist
nach dieser argumentation könntest du schule insgesamt direkt abschaffen
Nein natürlich nur wenn sie tatsächlich Interesse an Religion haben. Wenn sie keines haben sollten sie sich auch nicht tiefer damit beschäftigen müssen. Ein paar Wochen das Thema in Geschichte oder Politik zu behandeln reicht. Da muss man nicht von der 1. bis zur 10. Klasse zweimal wöchentlich Religionsunterricht habe. Außerdem kann ich als Schüler nur sagen, dass wir zum Religionsunterricht müssen und das auch benotet wird oder wir gehen in den „Ausgleichsunterricht“ wo wir einfach nur da sind und betreut werden. Wie derjenige der hier geantwortet hat schon sagte sollte Religion Privatsache sein und außerhalb der Schulpflicht behandelt werden.
Kurz und knapp das wichtigste zusammengefasst. Warum ist diese Antwort soweit unten?
Man sollte nicht konfessionsgebundenen allgemeinen Religionsunterricht anbieten, um auch Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Diesen dann auch für ALLE verpflichtend.
Eine religiöse Erziehung hat in eine staatlichen Schule dagegen nichts verloren und sollte Privatsache sein.
Religion ist Privatsache. Natürlich gehört es zu gewissen Teilen auch zum Allgemeinwissen. Dies könnte man noch weiter in den Geschichts- oder Ethik/Philosophie-Unterricht einbauen, was ja auch teilweise schon der Fall ist.
Wer mehr wissen will, der geht dann in den Konfirmanden-/Kommunionsunterricht, oder andere private Veranstaltungen von Glaubensgemeinschaften, oder lernt neue Sachen im Selbststudium.
Um Werte und Normen zu vermitteln und andere moralische Fragestellungen zu diskutieren benötigt man keine Religion.
Werte und Normen, sowie Moralvorstellung sollte hier deutlich mehr Gewicht haben, als die Religion, weshalb es auch im Ehtikunterricht bereits behandelt wird. Daher kann dieses Fach den herkömmlichen Religionsunterricht ersetzen.
an staatlichen Schulen ist das bereits der Fall, zumindest kann ich das vom r. k. Religionsunterricht behaupten. Bei kirchlichen Bildungseinrichtungen ist das vielleicht anders.