21. August 2024

AMA: Naturschutz und planetare Gesundheit 🌍

Alex Putzer, PhD, forscht zum Thema Naturschutz aus nichtmenschlicher Sicht. Dabei interessieren ihn Antworten auf grundlegende Fragen, wie: Warum schĂŒtzen wir die Natur? Welche schĂŒtzen wir? Und vor allem: FĂŒr wen schĂŒtzen wir sie? Im gutefrage AMA beantwortet er am Mittwoch, den 21. August, von 15 bis 17 Uhr Deine Fragen zum Thema Naturschutz und seiner Forschung zu planetarer Gesundheit und den Rechten der Natur.
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92 Fragen

Wie ist deine Meinung zu Abschaffung der Atomenergie in Bezug zu den daraus entstehenden Folgen?

SĂ€mtliche Atomkraftwerkkatastrophen entstanden in erster Linie durch veraltete Technik in Verbindung mit Umweltkatastrophen, wie in die Jahre gekommene Technik eben ist, sind dann Fehler leider nicht mehr aus zuschließen.
Ein Kraftwerk auf den neusten Stand liefert im Vergleich zu Gas und Kohle nicht nur saubere Energie, man kann mit der heutigen Technik auch viel AtommĂŒll wieder aufarbeiten und den damit verbundenen AtommĂŒll durch Reaktertypen wie Breeder oder SMR zu neuem Brennstoff machen, und die Folgen eines Unfalles in einem Atomkraftwerk auf dem neustem Stand deutlich geringer, als die Folgen die durch die Luftverschmutzung entstehen, da wir anstelle von Kernkraft auf Fossile Brennstoffe zurĂŒck greifen, bei denen man ja weiß dass diese nachhaltig viele SchĂ€den mit sich bringen, da der Ausbau Erneuerbarer Energie noch nicht alles abdeckt.
Laut der WHO Sterben aufgrund der Luftverschmutzung bis zu 4 Millionen Menschen im Jahr, aufgrund der SchĂ€den die die Luftverschmutzung im Körper anrichten, da sie z.B. Koronare Herzerkrankungen, Lungekrebs und andere Krankheiten begĂŒnstigen. In den letzten 50 Jahren geht man von 100 Millionen toten aus, die durch die Folgen der Luftverschmutzung verstarben.
Geht man bei Atomenergie von der höchsten Opferzahl die fĂŒr Atomkraft errechnet wurde, kommt man lediglich auf 1 Toten auf alle 14 Jahre.

Trotzdem wird Atomkraft extrem verteufelt, natĂŒrlich will ich nicht sagen dass der Radioaktive MĂŒll der nicht aufgearbeitet werden kann, nicht problematisch ist, dieses Problem lĂ€sst sich aber wenigstens Lokal begrenzen und mit der heutigen Technik wĂ€ren die Langzeitfolgen, sofern die Kraftwerke auf dem neustem Stand bleiben, nicht so kritisch wie die weitere nutzung fossiler Brennstoffe.




Rechte der Natur zuweisen?

Was soll man eigentlich darunter verstehen?

Ich vergleiche es mal mit dem Tierschutz. OK, machen wir uns nichts vor, der Tierschutz ist rechtlich gesehen ein hohler Witz in Deutschland.

Aber wie sieht es im Bezug auf die Natur aus? VerschĂ€rfte Gesetze fĂŒr Pflanzen? Sagen wir als Beispiel, wenn mir auf meinen GrundstĂŒck ein paar BĂ€ume Missfallen, und ich die einfach abholze. Dass ich nach Ihrem Gusto vor Gericht lande, weil ich aus Ă€sthetischen GrĂŒnden, die BĂ€ume gefĂ€llt habe? Oder wie, oder was meinen Sie mit Rechte fĂŒr die Natur?

Oder ein anderes Beispiel, wenn RWE mehrere Hektar Wald fĂŒr den Kohleabbau rodet, dass die Rechte fĂŒr die Natur sagt, oder gilt, "Nö, RWE, jetzt ist mal Schluss mit dem Irrsinn! Der Wald hat das Recht unangetastet zu bestehen!"

Oder greift man bei dem Thema ins vorhandene Umweltschutzgesetz ein, und fordert hĂ€rtere Strafen fĂŒr Umweltverschmutzung wie illegales MĂŒll entsorgen. Oder verbotene Stoffe in den Wasserkreislauf kippen? Wie literweise Farbe das Klo runter spĂŒlen?

Oder geht Ihr vorhaben soweit, dass man die Natur BĂŒrgerrechte zuweist. Wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Oder das Recht sich frei zu entfalten. Und wenn der Baum in den Nachbargarten wĂ€chst, dann ist es eben so, dass darf der Baum, dann auch so. Und als Beispiel, die grauen Wölfe dieselbe Daseinsberichtigung genießen, wie die schöneren weißen Wölfe. Weil jeder Wolf gleiche Rechte genießt, ganz egal ob der Wolf weiß, grau, oder schwarz ist, egal woher er/ sie kommt. Also der Natur Grundrechte eingerĂ€umt wird?

Ist die menschliche Sorge um die UmweltverÀnderungen berechtigt?

Ich meine, es dĂŒrfte unstrittig sein, dass wir Menschen wirklich viel in die Natur eingreifen. Ausrottung von Wölfen/BĂ€ren, dadurch zu viel Rotwild... Wollhandkrabben, irgendwelche Schildkröten und Zeugs hier durch Schiffe und ausgesetzte Tiere, dadurch starke VerĂ€nderungen in der heimischen Fauna. Klimawandel, daher hier Malaria-MĂŒcken. Kaninchen, Kamele und Katzen in Australien, dadurch sterben dort wieder Arten aus. Giftzeugs fĂŒr Felder und co, was Insekten und Kleinsttiere umbringt. Besiedlungen und Feldwirtschaft, dadurch weniger RĂŒckzugsflĂ€chen und Wildwuchs, FĂŒchse, Ratten und co in StĂ€dten als Kulturnachfolger...

Ich denke, die Liste der Auswirkungen der Menschen auf die Natur in den letzten paar tausend Jahren ist echt lang und sehr sehr beschleunigt die letzten 250 Jahre.

Aber: ist das schlimm? Arten sterben - Arten sind schon immer gestorben. Dadurch gab es Platz fĂŒr neue Arten - es hat sich immer irgendwann irgendwie mit anderen Arten wieder eingependelt.

Natur hat schon immer "Naturkatastrophen" ĂŒberlebt, nicht jeder in dem Fall (TschĂŒss Dinos, SchĂŒss Höhlenhyenen, SĂ€belzahntiger und Mammuts), aber immer genug Leben zum Überleben. Menschen könnte man als eine dieser "Naturkatastrophen" sehen...

Sprich: ist die Sorge eigentlich nur Egoismus, weil der Mensch Sorge hat, sich dann auch anpassen zu mĂŒssen und es vielleicht nicht rechtzeitig zu können? Oder eine Art SchuldgefĂŒhle, weil etliche Tierarten wegen uns aussterben?

Wie wichtig sind politische Instrumente zur Förderung planetarer Gesundheit?

Prinzipiell haben sich die meisten Staatssysteme der Erde darauf geeinigt, die "planetare Gesundheit" zu unterstĂŒtzen und zu fördern und dies auch in diversen "Abkommen" unterzeichnet, Beispiele:

UNEP, 1972,

UN Global Compact, 1999

"Zurzeit existieren ĂŒber 500 multilaterale Umweltabkommen, viele von ihnen mit eigenstĂ€ndigen Sekretariaten und ohne VerknĂŒpfung untereinander. Hierzu zĂ€hlen unter anderem die Globale UmweltfazilitĂ€t (GEF) in HĂ€nden der Weltbank, das Waldforum der Vereinten Nationen (UNFF) oder die zahlreichen Konventionen, z. B. die Klimarahmenkonvention, das Ăœbereinkommen der Vereinten Nationen zur BekĂ€mpfung der WĂŒstenbildung oder die BiodiversitĂ€tskonvention."

(Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Umweltprogramm_der_Vereinten_Nationen)

Lippenbekenntnisse gibt es derer viele.

Frage:

Ist Teil deiner Forschungsarbeit auch, ...

... welcher politischer Strukturen es bedarf, um die Umsetzung zu gewÀhrleisten?

...ob verschĂ€rfte Gesetze den gewĂŒnschten Effekt bringen oder nicht mal das Papier wert sind, auf dem sie stehen?

...welche VerÀnderungen seitens der Staaten / Regierungen nötig wÀren, um tatsÀchliche Verbesserungen zu bewirken?

...eine "to do"-Empfehlung fĂŒr politische Machtinhaber herauszugeben?

... aufzuzeigen, welche Instrumente Wirkung zeigen (und welche sich als relativ nutzlos erwiesen)?