Habemus Kanzlerkandidat! Die Antwort der Union auf die "K-Frage" lautet: Friedrich Merz.
Die berüchtigte "K-Frage" ist inmitten vieler Parteien höchst umstritten: Wer ist geeignet? Wer soll's am Ende machen? Und wer sollte auf keinen Fall kandidieren? Worüber bereits seit längerem spekuliert wurde, ist nun Gewissheit: Die Union wird den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz im kommenden Jahr als Kanzlerkandidaten ins Rennen schicken. Die Entscheidung allerdings ist höchst umstritten. Grund genug, das Thema mit der gutefrage Community zu diskutieren.

Alea iacta est - "Merz macht's!"
Die gemeinsame Pressekonferenz von CSU-Chef Markus Söder und dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz in dieser Woche war - zur Verwunderung vieler Beobachter - am Ende des Tages ungewohnt knapp, trocken und überraschenderweise wortkarg. Söder, der sich medial für gewöhnlich in Szene zu setzen weiß, verkündete der Allgemeinheit zu Beginn der PK kurz und knapp: "Merz macht's!".
Nachdem sich der vergleichsweise junge und beliebte Ministerpräsident aus Nordrhein-Westfalen, Hendrick Wüst, vor wenigen Tagen offiziell aus dem Rennen um die Kanzlerkandidatur im kommenden Jahr zurückzog, reichte nun auch der selbstbewusste und häufig redselige Franke von der CSU das Szepter an den nüchternen Sauerländer Friedrich Merz weiter.
Das kommt dahingehend unerwartet, da sich Söder in puncto Kanzlerkandidatur erst vor wenigen Wochen mehr als kämpferisch äußerte und lautstark versicherte, sich den Job des Kanzlers durchaus vorstellen zu können. Doch von derartigen Söder'schen Emanzipierungsversuchen war bei der vergangenen Pressekonferenz keinerlei Rede mehr. Fast kleinlaut wirkte Söder, als er der Öffentlichkeit versicherte, voll und ganz hinter Merz zu stehen. Die anfängliche Angriffslust wich letztendlich nüchternem Pragmatismus und demonstrierter Geschlossenheit.
Friedrich Merz, der die "K-Frage" nun also für sich entscheiden konnte, betonte insbesondere, den mittlerweile ins Stocken geratenen wirtschaftlichen Motor des Landes als Bundeskanzler wieder ordentlich in Gang bringen zu wollen. Weiterhin, so Merz, hätte es für die Union höchste Priorität, das lädierte Vertrauen der Bürger in die Demokratie zurückzugewinnen.

Bloß keine Negativschlagzeilen...
Markus Söder liebt die Öffentlichkeit und ja, Markus Söder braucht das Rampenlicht auch ein klein wenig: Völlig egal, ob repräsentativer Besuch in der bayerischen Peripherie, Auftritt auf der großen politischen Bühne in Berlin oder - dem Zeitgeist entsprechend - eine kulinarische Instastory für die jüngeren Fans und Follower beim gemeinsamen "Söder Kebab"; Markus Söder ist ein Mann mit vielen Talenten. Dass er sich im Amte des Bundeskanzlers gefallen würde, das kristallisierte sich inzwischen häufiger mal heraus.
Dass der der ansonsten jedoch so kämpferische CSU-Chef auf die Kandidatur verzichtete, hat vielerlei Gründe: So gab es innerhalb von CSU und CDU einige Personen, die Söders kategorisches Ausschließen einer etwaigen Zusammenarbeit mit den Grünen mehr als kritisch sahen. Und auch die permanente selbstbewusst-aggressive Eigenwerbung mit Blick auf die "K-Frage" sowie die daraus resultierenden Interviews und TV-Auftritte stießen einigen Parteifreunden mehr als negativ auf.
In erster Linie allerdings ging es CDU/CSU um eines: Die eklatanten Fehler von 2021 nicht zu wiederholen. Bloß keine Skandale, bloß keine Streitigkeiten, Geschlossenheit um jeden Preis! Denn im Zuge der letzten Bundestagswahl ließ der energische bayerische Löwe kaum eine Gelegenheit verstreichen, um den damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet medial eins auszuwischen. Söders destruktives Verhalten kam innerhalb der Union jedoch alles andere als gut an und - so viele Unions-Politiker - verhinderte letztendlich die sicher geglaubte CDU-Kanzlerschaft Laschets.
Demzufolge, so Söder & Merz, könne ein unionspolitischer Wahlerfolg ausschließlich durch die Geschlossenheit beider Parteien gewährleistet werden.

Reaktionen aus der Politik
Da das Thema Geschlossenheit in der CDU/CSU die Tage ein allzu erstrebenswertes ist, überraschte es nicht, dass sich namhafte CDU-Politiker für den frisch ernannten Kanzlerkandidaten einsetzten. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer freute sich über die Entscheidung und blickt nun zuversichtlich auf "den notwendigen Politikwechsel in Berlin". Merkel-Anhänger und Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther, sicherte Merz ebenso zu, diesen "als Kanzlerkandidat [ ... ] nach allen Kräften [zu] unterstützen".
Weniger positiv indes fielen die Äußerungen von Politikern aus anderen politischen Lagern aus. Für die Linkenvorsitzende Janine Wissler verkörpere Merz "den Typus des Rückwärtsgewandten". Für Wissler sei Merz zudem kein Garant für eine - wie auch immer geartete - "Brandmauer" nach Rechtsaußen, da Merz in der Vergangenheit immer wieder mal mit rassistischen Aussagen auffiel.
Auch die Grünenvorsitzende Ricarda Lang thematisierte die Rückwärtsgewandtheit des CDU-Politikers und attestierte der CDU, sich mit der Nominierung Merz' vollends "von der Ära Merkel verabschiedet" zu haben. Finanzminister Christian Lindner gratulierte Merz im Namen der FDP und betonte, dass er sich künftig über inhaltliche Klarheit freue.
In der SPD-Zentrale freute man sich hingegen über Merz, den sie "einen Mann der Vergangenheit" nennen. Viele SPDler rechnen damit, dass sich der zu Beleidigungen neigende Impulsmensch ohnehin nicht im Griff habe und damit seine Chance als Kanzler verspielen werde.
Und der Bundeskanzler? Was dachte und sagte Olaf Scholz denn zum politischen Paukenschlag der letzten Tage? Der Bundeskanzler reagierte im Zuge seiner Asien-Reise gewohnt trocken und sagte, dass es ihm "recht [sei], wenn Herr Merz der Kanzlerkandidat der Union" würde.

Die "K-Frage" wäre geklärt - doch was denkt die gutefrage Community hierzu?
Selbstverständlich wollten wir ein so wichtiges politisches Thema im Zuge unserer Meinung des Tages auch mit der gutefrage Community besprechen.
Die Nutzer vanOojien, soireedure oder ksa01 beispielsweise halten recht wenig von dieser Entscheidung:
Ich glaube tatsächlich, dass Markus Söder in der Bevölkerung beliebter ist. Aber ob die Wähler der Union diese mehrheitlich aus Sympathie wählen, oder nur um die Ampel abzuwählen, ist ohnehin fraglich. Also werden sie auch den Unsympathen Merz wählen. Es gab doch früher das Sprichwort auch ein Kohlesack würde gewählt - Hauptsache er ist schwarz.
Ansonsten läuft es mir kalt den Rücken runter. Vor allem weil es ja wohl schon so fest steht wie das Amen in der Kirche, dass er auch Kanzler werden wird.
Das wird ein Land der sozialen Kälte und der Umverteilung von unten nach oben.
Für Friedrich Merz fangen Leistungssträger in dieser Gesellschaft doch erst bei 130.000 Euro Jahresgehalt an. Und genau für diese Leute wird er Politik machen.
Die Armen und der untere Mittelstand können sich hingegen warm anziehen, wenn der Blackrock-Manager das Land übernimmt, und zudem wird Deutschland dann noch mehr zum Vasallen der USA werden.
(Sch)Merzhafte Aussichten.
Dass die Union im Jahr 2024 dem Volk keine bessere Auswahl als Merz und Söder bieten kann, empfinde ich als Armutszeugnis.
- Hier einen Schaumschläger aus Bayern, der viele flotte Sprüche im Bierzelt bringt, im Regieren aber wenig fleißig und kompetent ist
- Dort einen Mann, der politisch in den 1990ern stecken geblieben ist, und weit entfernt vom "Fußvolk" lebt (ich sag nur Privatflugzeug, Sylt, obere Mittelschicht)
Söder und Merz verbindet vor allem eins: Selbstliebe. Die eigene Karriere und Selbstüberzeugtheit steht an erster Stelle. Um Politik oder ums Land geht es nur sekundär, als Mittel zum Zweck.
Schade, dass Wüst noch nicht antritt. Schade um Günther, Röttgen, all die anderen kompetenten Menschen in der Union.
Friedrich Merz geht gar nicht, er hängt extrem fest in einem Denken von vorgestern und positioniert sich sehr deutlich als Rechtspopulist in der Union, bittere und peinliche rassistische Falschaussagen von ihm, wie die Story mit den Asylbewerbern, die sich angeblich beim Zahnarzt auf dem Rücken anderer Bürger, schön die Zähne neu machen lassen würden, sollte man nicht vergessen.
Er steht da als schlecht gelaunter, pöbelnder, alter, weißer Mann, der die moderne Gesellschaft und die komplexen Herausforderungen der Welt nicht versteht und stattdessen mit rechten Sprüchen, großem Getue, völlig veraltetem Frauenbild und generell veralteten konservativen Ideen von ganz früher ankommt - er versucht rückwärts nach vorne zu laufen und sieht den Abgrund nicht einmal, den er ansteuert.
Andererseits muss man "fairerweise" sagen, dass auch die meisten anderen in der Union in so veraltetem Denken festhängen und keine Lösungen finden für die heutigen Herausforderungen (es gibt zum Glück einzelne Positivbeispiele wie etwa Daniel Günther im Norden), immerhin sind etliche andere aber nicht ganz so rechts wie Merz und z. B. bei Themen wie dem Frauenbild o. ä. im Kopf auch schon weiter.
Die Nutzer Udavu oder AlterMannNB hingegen befürworten die Kanzlerkandidatur:
In acht von zehn Punkten trauen die Deutschen Friedrich Merz mehr zu als Olaf Scholz
Meinung des Tages: K-Frage geklärt - ist Friedrich Merz Eurer Meinung nach der ideale Kanzlerkandidat der Union?
Merz, der Anti-Merkel, Merkels Intimfeind hat mich zuerst begeistert als er im dritten Anlauf den Parteivorsitz der Union errang, was Merkel zuvor 2x verhinderte.
Es lag der Geruch von "Zeitenwende" in der Luft, zurück zu den traditionellen Werten der CDU, die unter Merkel immer mehr zur Beliebigkeit der Mitte Links wurden.
Danach kam die große Ernüchterung das Merz doch nicht der "Umkrempler" ist.
Die Union sendete das Signal der Geschlossenheit" was man von der Ampel nicht behaupten kann.
Söder hat sich die Zustimmung teuer abkaufen lassen, das kostet
"Kanzler Merz " mindestens ein Schlüsselressort, so es zur Regierungsübernahme kommt.
Hendrick Wüst ist noch jung und mit seinem Verzicht hat er sich als Kronprinz in Position gebracht, als der "Thronfolger" von Merz.
Wüst ist Ministerpräsident von Nordrhein Westfahlen, bis 2027. Söder ist der von Bayern bis 2028. Sie haben sich aufstellen lassen für diese Position und wurden vom Wähler gewählt. Mancher Wähler hat die Partei wohl nur wegen den Kandidaten gewählt.
Der Bundestag wird aber 2025 gewählt, da sind beide eigentlich nicht verfügbar.
Einfach davonzulaufen, nur weil ein besserer Posten in Aussicht steht, halte ich für Betrug am Wähler, der hat sich verlassen dass der gewählte Kandidat auch Ministerpräsident wird und bleibt, nicht gegen einen beliebigen anderen dann ausgetauscht wird.
Verfügbar wäre der Merz, vielleicht noch andere, aber wer bereits an ein Amt gebunden ist sollte dieses auch bis zum Ende ausüben.
Und wenn der Merz von den Linken und Grünen abgelehnt wird dann spricht das schon für ihn.
Außerdem hat er immerhin ein abgeschlossenes Studium und Berufserfahrung außerhalb der Politik, damit ist er schon mal weiter als viele andere. Und er hat Migrationshintergrund (Vater aus Polen), schon deswegen kann man ihn nicht ablehnen.
Eine differenzierter sehen es wiederum Arminius100 oder Alita18:
Die Tragik ist, dass es allgemein sehr schwer fällt, irgendjemanden auszumachen, dem man es zutrauen würde, die gegenwärtigen Problemlagen in Deutschland aufzulösen. Gleichzeitig ist es auch so, dass jeder aus der CDU gegen Olaf Scholz gewinnen würde. Nur mit Pistorius würden die Karten noch einmal neu gemischt. Ob Friedrich Merz oder nicht spielt also so oder so keine große Rolle.
Vorab: ich bin politisch nur wenig interessiert.
Ich finde Merz ist nicht der Kandidat der Herzen. Auch wenn Söder n seltsamer Mann ist, so hätte er doch bessere Chancen als Kanzler gewählt zu werden.
Merz hat jedoch die CDU in schlechten Zeiten zusammengehalten und oppositionsfähig gemacht. Er genießt deutlich mehr Rückhalt, vor allem nach dem Desaster 2021, welches Söder einige noch übel nehmen.
Von den Sympathiewerten gewinnt Scholz als kleiner Gartenzwerg. Ich finde die Ampel hat viel gutes getan, genauso wie Merkels Regierung, doch im Zeitalter von Facebook übernimmt die Wut und die einfachen Lösungen die Medien. Alles wird schlecht gemacht und überdeckt.
Angesichts dessen wird Merz wohl die Wahl sein für jene die noch Demokratie, aber aus Prinzip keine Ampelpartei mehr wählen wollen. Und deshalb kann Merz es sich leisten anzutreten. Wird ja auch Zeit, er wollte schon so lange 😂🫣
Ich wünschte einfach es gäbe mehr Mut zu kleinen Parteien. Aber leider muss man taktisch wählen.
Wie Du siehst wird das Thema der "K-Frage" auch innerhalb der gutefrage Community hitzig diskutiert. Hast Du ebenfalls eine klare Meinung zur Kanzlerkandidatur Friedrich Merz'? Prima! Dann wirf einen Blick auf die Meinung des Tages zum Thema und lass unsere Nutzer wissen, wie Du zu dieser Entscheidung stehst.