Meinung des Tages: Frauen "rein dienstlich" angefasst - ist Thomas Gottschalks Kritik an der Medienlandschaft gerechtfertigt?
Gerade die Älteren unter Euch werden die von Thomas Gottschalk moderierte Kult-Sendung "Wetten, dass..?" mit Sicherheit noch kennen. Der extravagante Moderator begrüßte im Zuge seiner beliebten Wett-Sendung so ziemlich alle denkbaren Stars & Sternchen aus der internationalen Musik-, Film- und Modeindustrie.
Doch seit seinem Aus bei "Wetten, dass..?" wird Gottschalk immer häufiger Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Zahlreiche Aussagen offenbaren, dass der Ex-Showmaster Probleme damit hat, sich gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen.
Unangebrachte Körpernähe
Aktuell werden im Netz ältere Youtube-Clips diskutiert, die Gottschalk zeigen, wie er sich seinen weiblichen Gästen gegenüber unangenehm näherte; so berührte er häufig das Knie / Bein seiner weibliche Gäste oder äußerte sich sexistisch. Beim Ex-Spice-Girl Emma Bunton z.B., die ein Kleid mit offenem Rücken in einer Folge trug, wünschte er sich, dass sie das Kleid andersrum getragen hätte.
In alten Zeiten gefangen
In einem neueren Interview rechtfertigte Gottschalk sein früheres Verhalten damit, dass er Frauen im Zuge seiner Sendung ausschließlich "rein dienstlich" angefasst hätte. Zudem sagte er, aus Angst vor möglichen "Me Too"-Debatten heute keinen Aufzug mehr mit einer Frau alleine betreten zu wollen.
Sein Ende bei "Wetten, dass..?" begründete er ferner mit dem Sachverhalt, dass er sich mit der politischen Korrektheit der heutigen Zeit schwer tue. Der für seine direkte und humorvolle Art bekannte Gottschalk beklagte, heute oftmals vor dem Reden erst einmal nachdenken zu müssen, was ihm durchaus schwer falle.
Schauspielerin Natalia Wörner zeigte sich beim "Kölner Treff" irritiert und problematisierte in Richtung Gottschalk, dass viele Schwierigkeiten damit hätten, gesellschaftliche Entwicklungen zu akzeptieren und eigene kritische Verhaltensweisen zu reflektieren.
Unsere Fragen an Euch:
- Ist Gottschalks Kritik an der heutigen politischen Korrektheit nachvollziehbar oder liegt das Problem eher bei ihm?
- Sind wir als Gesellschaft zu sensibel / empfindlich geworden oder wird respektvoller / angemessener Umgang heute eher zurecht eingefordert?
- Darf man Prominente heute für Handlungen verurteilen, die in einer anderen Zeit mit anderen Werten stattfanden?
- Welche Rolle spielt die Medienlandschaft bei der Formung von gesellschaftlichen Normen und wie soll diese sich verhalten, wenn frühere Inhalte nicht mehr zeitgemäß sind?
Wir freuen uns auf Eure Diskussionsbeiträge.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Keine Frage, aber irgendetwas stimmt mit dem ersten Link nicht.
Danke für den Hinweis. Wir haben den Link korrigiert. 😀
113 Antworten
Ich finde es absurd - Gottschalk heute zu kritisieren für seinen Umgang mit weiblichen Gästen vor 30/40 Jahren. Damals gab es andere Werte und Empfindlichkeiten und Handlungen waren anders gemeint und wurden anders wahr genommen.
Ich hatte auch nie den Eindruck, dass Gottschalk seine Stellung gegenüber weiblichen Gästen ausnutzte - und das vor laufender Kamera.
Natürlich muss man mit der Zeit gehen und wahrnehmen, dass heute Handlungen anders wahr genommen werden.
Ich habe aber das Gefühl bei der Korrektness - dabei wird das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Da verhärtet sich was zwischen den Geschlechtern, das beiden fehlen wird. Vor allem bleibt der Humor dabei völlig auf der Strecke.
Man muss Akteure immer am jeweiligen Zeitgeist messen und eben nicht an den gegenwärtigen Erkenntnissen und Empfindlichkeiten.
Ein anderes Beispiel: Karl May Bücher waren in meiner Kindheit/Jugend der Renner in der Jugendliteratur. Gemessen am damaligen Zeitgeist hatte Karl May ein ausgesprochen humanes Menschenbild von anderen Kulturen, vergleicht man seinen Stil dagegen mit dem aktuellen Zeitgeist war er ein Rassist.
Diese Differenzierung vermisse ich bei vielen aktuellen Diskussionspunkten. Die Diskussion verkommt dadurch zum Dogmatismus und spaltet den Diskurs in unüberwindbare Lager
Feministinnen waren damals noch wie Exoten, galten als wenig weiblich und hatten in der öffentlichen Meinung "Haare auf den Zähnen" Diese Rollen bei den Frauen und bei den Männern wurden einfach nicht in Frage/zu wenig in Frage gestellt selbst beim "fortschrittlichen Teil" der Jugend. Vielleicht ist auch vieles unter dem Thema "sexuelle Befreiung" aus dem Ruder gelaufen. Uschi Obermeier und ihresgleichen waren da Vorbilder.
"Einer flog übers Kuckucksnest" hat zahlreiche Oskars abgeräumt und ich halte ihn immer noch für einen der besten zeitlosen Filme. Aber er enthält neben den guten Inhalten auch die Frauenklischees der damaligen Zeit, die heute als indiskutabel gelten.
„hatten in der Öffentlichen Meinung…“ Und wenn alle von der Brücke springen, springst du auch von der Brücke? Eine deutsche Unsitte, sich hinter einer Gruppe gleichhandelnder zu verstecken. „Wurde einfach nicht in Frage gestellt“ …hört sich so passiv an. Es ist in jedem Fall sehr bequem. Aber Bequemlichkeit befreit nicht von Verantwortung. Wie viele Frauen haben eigentlich damals darüber entschieden welcher Film einen Oskar kriegt? Und wie viele Frauen haben darüber entschieden wie und welche Filme produziert werden?
Das hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun. Und Du urteilst zu sehr von der aktuellen Warte aus. So wenig wie Du von Neandertalern humanistisches Gedankengut erwarten kannst, so wenig konntest Du von einer 1960er Jahre Gesellschaft aktuelles emanzipatorisches Gedankengut (zur sexuellen Selbstbestimmung der Frau) erwarten. Allein schon die im Zeitgeist verwendete Formulierung "eine Frau erobern" machte klar wer hier aktiv und wer sich passiv zu verhalten hatte. Die damaligen Inhalte im Protest der studentischen Jugend waren der noch vorherrschende Nazimief mit autoritären Strukturen, Doppelmoral und Spießbürgertum. Das waren aber dennoch Grundlagen, ohne die spätere emanzipatorische Gedanken kaum eine Chance gehabt hätten. Es musste sich erst im Verlauf der letzten Jahrzehnte das Bewusstsein entwickeln, um so manche Unsitte in Frage stellen zu können.
1. Wir sprechen nicht von 1960, da war Gottschalk 10. 2. Selbstverständlich ist es Bequemlichkeit. Feministinnen gab es auch schon Jahrzehnte vorher, die genau jene Strukturen hinterfragt haben. Demnach gab es bereits entsprechendes Bewusstsein. Niemand ist gezwungen sich fragwürdigen Normen unterzuordnen. Jedem steht selbst frei ob er das richtige tun will oder sich einer Mobber Horde anschließen. Das ist eine aktive Entscheidung, die Männer damals getroffen haben, weil sie davon profitiert haben. Das zweite ist selbstverständlich bequemer. Dass sie sich heute nicht mal dafür entschuldigen wollen, dass sie Frauen damals solches leid angetan haben, sondern sich mit ausreden aus der Verantwortung ziehen wollen, ist wieder Ausdruck ihres fragwürdigen Charakters.
Gottschalk kenne ich seit seiner Zeit als cooler Moderator des damals noch neuen Musiksenders Bayern 3. wohl um 1973,1975 ??? Eine ganze junge Generation fand sein schnoddriges Mundwerk originell, sehr spontan und unkompliziert .
Du scheinst nicht verstehen zu wollen, dass damals noch nicht das Bewusstsein existierte zu Frauenrechten wie es heute der Fall ist. Wer physische Gewalt gegen Frauen verurteilte, galt schon als progressiv. Auch die Frauen signalisierten dazu wenig Bedarf. Alice Schwarzer war damals in ihren Anfängen und trug praktisch den Stempel "männerfeindlich" auf der Stirn. Etwas ketzerisch formuliert: In meiner Gymnasial- und Studienzeit trafen junge Frauen die Wahl unter den Männertypen. Und da waren die Machos aller couloer klar im Vorteil. Hätten die Frauen damals einen anderen Stil bevorzugt wären sie ziemlich schnell wieder verschwunden.
Ich denke - erst mit dem vermehrten Zugang zu akademischen Laufbahnen, Männerberufen und mehr Präsenz in der Kulturszene - insgesamt zu mehr Autonomie - wandelte sich das Verständnis allmählich, Klischees wurden allmählich aufgeräumt zugunsten eines neuen Verständnis - was ist positive Weiblichkeit/Männlichkeit. Frauen meldeten sich zu Wort und irgendwann beeinflussten sie den Diskurs entscheidend. Aber dazu brauchte es eben eine gesellschaftliche Entwicklung....
"Aber eine Grenzüberschreitung bleibt immer eine Grenzüberschreitung." das ist Quatsch, wenn sich die Grenzen im Laufe der Jahrzehnte verschieben.
Ihn direkt zu kritisieren halte ich auch nicht für richtig.
Drüber zu reden hingegen ist dennoch in Ordnung.
Prinzipiell soll natürlich jede Aussage im damaligen Zeitgeist betrachtet werden und das ist auch wichtig um die Aussage korrekt zu verstehen.
Aber den damaligen Zeitgeist in Frage zu stellen ist allerdings vollkommen richtig. Natürlich sollte so eine Diskusion aber nicht auf dem Rücken einer Person ausgetragen werden.
Es ist immer dann fragwürdig über den Zeitgeist zu urteilen, wenn es zum damaligen Zeitpunkt noch kein "alternatives" Verständnis gab. So kann man den Kolonialismus vor 120 Jahren verurteilen, weil damals schon Menschen-/Naturrechte bekannt waren. Das Verhältnis der Geschlechter und die jeweiligen Umgangsformen wandelten sich seit der viktorianischen Ära rapide. Von beiden Geschlechtern erwünschtes Verhalten wurde ein paar Jahre später schon wieder in Frage gestellt. Und niemand kann ausschließen, dass auch die nächste Generation über den aktuellen Diskurs nur noch den Kopf schüttelt und ihn als Indiz für Prüderie abfertigt. Einziges unabhängiges Merkmal ist der freie Willen und dass ein Nein auch ernst genommen wird. Ich denke damit hat Gottschalk nun wirklich kein Problem. Ansonsten hätte jede Frau sachte seine Hand von ihrem Knie nehmen können um sie zurück auf sein eigenes zu legen.
Natürlich ändern sich Umgangsformen allerdings ist das kein Argument dagegen eine Diskussion über diese Umgangsformen führen zu können nzw zu dürfen.
Und niemand kann ausschließen, dass auch die nächste Generation über den aktuellen Diskurs nur noch den Kopf schüttelt und ihn als Indiz für Prüderie abfertigt.
Worin ich genau so wenig ein Problem sehe.
Außerdem verweise ich auf:
Natürlich sollte so eine Diskusion aber nicht auf dem Rücken einer Person ausgetragen werden.
Ist Gottschalks Kritik an der heutigen politischen Korrektheit nachvollziehbar oder liegt das Problem eher bei ihm?
Er klagt, dass er nun nachdenken muss - nun, das Wohl anderer Menschen sollte einem ein Gedanke wert sein. Und wenn es eine verinnerlichte Einstellung ist, muss man auch nicht mehr nachdenken.
Sind wir als Gesellschaft zu sensibel / empfindlich geworden oder wird respektvoller / angemessener Umgang heute eher zurecht eingefordert?
Manchmal ist die Gesellschaft zu empfindlich. Doch man kann verlangen, dass jeder Mensch mit Respekt behandelt wird und niemand sich wegen seines Geschlechts (oder der Hautfarbe) etwas gefallen lassen muss, was in einem Unbehagen auslöst.
Darf man Prominente heute für Handlungen verurteilen, die in einer anderen Zeit mit anderen Werten stattfanden?
Ich würde sie nicht dafür verurteilen, dass sie damals noch nicht so sensibel waren für bestimmte Dinge oder dass sie öffentlich sich so verhielten. Was man jedoch verurteilen kann, ist respektloses oder übergriffiges Verhalten, wenn es damals die Grenzen der Personen überschritten hat.
Mir fällt da zb ein Video ein, wo die junge Tina Turner, glaub ich, in einer Talkshow sehr schmutzige Witze und aufdringliche Anmachen (verbal wie auch körperlich) über sich ergehen lassen musste. Man sah deutlich wie unglaublich unwohl sie sich fühlte. Damals war es normal, dass Frauen so was ertragen müssen und Männer sich manchmal so verhalten. Dennoch ist so etwas niemals akzeptabel, egal ob die Gesellschaft es damals toleriert wurde oder nicht.
Oder ein anderes Beispiel: Irgendwann war es normal sich Sklaven zu halten. Da würde ich keinen verurteilen der damals einen hatte. Was ich verurteilen würde, wäre, wenn man diesen Sklaven schlecht behandelt hätte. Denn zu jedem Zeitpunkt in der Geschichte hätte man andere Menschen, im Rahmen der Gegebenheiten, anständig behandeln müssen.
Ich hoffe es ist verständlich wie ich das meine.
Welche Rolle spielt die Medienlandschaft bei der Formung von gesellschaftlichen Normen
Die Medien bieten uns Vorbilder, zeigen uns welches Verhalten normal ist.
Zb erinnere ich mich daran, dass in meiner Teenagerzeit Filme normal waren, wo die Frau nur hübsches Beiwerk war und sofort dem Protagonisten verfiel, sich sehr willig ihm anbot. Entsprechend haben die Jungs auch erwartet, dass die Mädchen ebenso ticken wie die Frauen in den Filmen, so wie sich selbst auch so verhalten wollen wie die Männer dort. Das resultierte in massiven Übergriffen und toxischer Männlichkeit.
Heutzutage sind Frauen in Filmen stark und selbstbewusst, sagen Nein, treffen eigene Entscheidungen und entsprechend wird auch nicht mehr so oft gedacht, dass zb große Brüste oder ein Kleid automatisch ein "Ja, ich will angefasst werden" bedeuten.
und wie soll diese sich verhalten, wenn frühere Inhalte nicht mehr zeitgemäß sind?
Man muss sich nicht davon distanzieren, finde ich. Aber man sollte reflektieren, wie es damals für andere Betroffene gewesen sein könnte. Und vor allem einfach jetzt sich anders verhalten. Das reicht vollauf.
Die Medien als Vorbild zu bezeichnen halte ich für eine sehr steile These!
Nicht Vorbild im Sinne eines Idols, sondern im Sinne davon, dass man sich was davon abschaut - oft ohne es zu merken.
Also das mit den Sklaven, das ist nicht so einfach.
Es gibt die damalige Form des "Sklaven", das war im Endeffekt eine Person die mit im Haushalt geholfen hat, um die man sich kümmern musste wie ein Familienmitglied.
Auch in Afrikanischen Ländern gab es so etwas, die Leute wurden von anderen Stämmen gestohlen und mussten dann in anderen Stämmen leben. Da gab es aber vorher immer auch eine Verbindung zwischen der jungen Frau und einem jungen Mann aus dem anderen Stamm, die wurden nicht zufällig ausgewählt.
Das hatte damals den Grund dass die Stämme genetisch nicht auf einen zu kleinen Genpool beschränkt sein durften, damit hat man genetische Fehler und Missbildungen ausgeschlossen.
Als dann die Europäer in Afrika mitbekommen dass sie dort Menschen klauen und das dort ganz normal ist, da haben sie das Verhalten nicht verstanden und waren der Meinung dass man diese Sklaven wie Dreck behandeln kann und wenn sie dann zu schwach sind, dann verfüttert man sie an die Hunde.
Das Wort Sklave (Engl.: Slave) kommt glaube ich daher dass Moslems damals in die Slavischen Gebiete eingedrungen sind und die Menschen dort umgebracht und verkauft haben, also ganz brutal.
In den USA gab es dann gute Sklavenhalter und eben richtig miese. Die einen haben halt den Menschen gesehen der für einen Arbeit leistet und die anderen nur einen billigen Arbeiter. Die heutigen Arbeitgeber sind da eigentlich auch in solche Gruppen einteilbar.
Das ist zwar interessant, aber ich verstehe nicht ganz, inwiefern das meiner Antwort widerspricht.
Ich wollte es nur etwas anders einordnen, ein Sklave zu sein hat damals in Afrika etwas anderes bedeutet als später in Nordamerika. Vielleicht ist es aber auch eher so dass man hier alle Formen von weisungsgebundenen Menschen in einen Topf wirft. Die einen wurden sehr gut behandelt, die anderen extrem schlecht.
Kurzum: Gottschalk hat Recht.
Unsere heutigen neuen ach so tollen gesellschaftlichen Werte sind sowieso heuchlerisch.
So muss ich beispielsweise sagen: Als Mann, dem sexuelle Traumata widerfahren Sind, interessiert sich die Gesellschaft nen Scheiß für mich.
Hauptsache man kann sich auf idiotische Weise auf irgendwen stürzen, ohne ein echtes Interesse an Veränderungen zu haben. Man sehe sich alleine mal an, wie oft unsere Gesellschaft sich verbal schon auf irgendwen gestürzt hat, der sich angeblich daneben benommen hat und sich dann heraus gestellt hat, das er doch nicht so schlimm war.
Nur weil du die Wahrnehmung hast, dass dein Trauma allen sch*egal ist, fändest du es begrüßenswert, dass die Traumata anderer Menschen ebenfalls allen sch*egal sein sein sollten? Erkennst du nicht, wie irrational das ist? Das Bewusstsein von zu wenig Sensibilität gegenüber individuellen Traumata sollte logischerweise zu mehr Sensibilität führen, nicht zu noch weniger.
Davon unabhängig gibt es inzwischen Anlaufstellen für männliche Gewaltopfer und die Gesellschaft sensibilisiert sich auch immer mehr für dieses Thema. Wenn du Adressen und Infos dazu möchtest, schteib mir gern eine PN.
Toller Beitrag mit vielen Interpretationen, die alle falsch sind.
Mit nicht einem Wort habe ich gesagt, dass das Schicksal anderer deswegen scheißegal sein sollte und offen gestanden ist die Interpretation einfach nur dumm.
Natürlich ist damit gemeint, dass man sich anstatt für einige für alle Opfer interessieren sollte.
Außerdem: Wer behauptet, unsere Gesellschaft würde sich dafür sensibilisieren, kann keine Ahnung von der realen Situation haben: Schaut man sich beispielsweise mal das Verhältnis zw Schutzräumen für Frauen an und setzt dem die vorhandenen für Männer gegenüber, wird einem schlecht!
https://manndat.de/gewalt-gegen-maenner/bundesweit-nur-7-gewaltschutzeinrichtungen-fuer-maenner.html
Zum Dritten: Adressen nützen mir nichts. Ich behaupte die Gleichstellungsbeauftragte unserer Kommune ist ganz gut aufgestellt, was so etwas angeht.
Zu guter letzt: Mir ist Scheiß egal ob Frauen oder Männer betroffen sind. Mir geht es einfach darum, dass unsere Gesellschaft einen Riesen Wirbel um so offen gestanden unwichtigen Scheiß macht, die psychische Versorgung von Opfern wie mir ist aber teils weiterhin nicht einmal durch unser Gesundheitssystem gedeckt, so müssen Sexualtherapien beispielsweise auch in solchen Fällen selbst getragen werden.
Wer da nicht von heuchlerischem Gutmenschentum spricht, sollte dringend die Augen öffnen.
Das gesellschaftliche Bewusstsein und das Gesundheitssystem sind aber zwei verschiedene Paar Schuhe. Das ist keine Frage von entweder/oder. Klar gibts Heuchler. Wo gibts die nicht? Das heißt aber nicht, dass jede Form der Sensibilisierung automatisch Heuchelei ist. Auf einem anderen Blatt steht das Gesundheitssystem, das bis ins Mark vollständig verrottet ist. Damit sich daran etwas ändern kann, muss die breite Masse erst mal aufhören, alles klaglos zu schlucken, was man ihnen serviert. Und damit das geschieht braucht es was? Richtig: öffentliche Sensibilisierung und die schaffung eines kollektiven Problembewusstseins. Die breite Masse muss begreifen, dass sexuelle und sexualisierte Gewalt ein gesellschaftliches Problem ist und kein individuelles Opferproblem.
Richtig. Das diese deutlich dramatischere Versorgungslage bei Männern allerdings seit mittlerweile 30 Jahren bekannt sind (das BMFSFJ hat nach einer Studie in den 90ern schon darauf hingewiesen), sich aber nach wie vor kein Bewusstsein für dieses Problem eingestellt hat, was zu einer Besserung geführt hat, muss man von heuchlerischen, einseitig gerichteten Interessenvertretungen durch den Medienwirksamen Feminismus ausgehen.
Übrigens: Letzten Endes sind öffentliches Interesse und soziale Fangnetze durchaus miteinander verbunden, denn gesellschaftliches Interesse und Fokussierung ist in breiter Masse und einen langen Zeitraum, beides hat bei meinem Beispiel zur Verfügung gestanden, dazu in der Lage Lobbyistische Gremien und keine anderen beschließen den Leistungsumfang unseres Gesundheitssystems, stark zu beeinflussen.
Da das aber über einen so langen Zeitraum nicht geschehen ist, bleibt, bei aller Liebe, nur der Rückschluss der Heuchlerei.
Übrigens: dass die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Verbesserung des Gesundheitssystems miteinander verbunden sind, ist exakt das, was ich geschrieben hatte.
Was meinst du eigentlich mit "bei aller Liebe"? Liebe für wen?
Die Zeiten sind anders. T.G. moderierte "Wetten dass..." vor ungefähr 40 Jahren und dann nach Pausen immer wieder mal. Was er gemacht hat mit betatschen seiner weiblichen Gäste etc. war in sofern normal, dass auch die Frauen, die das betraf normal fanden und zwar aus dem Grund, weil alle unglaublich froh darüber waren, wenn sie in die Gästerunde bei dieser Sendung kamen. Außerdem hatte T.G. so eine Aura, die ihn als "everybody's darling" erscheinen ließ. Das Knie eines weiblichen Gastes zu berühren, empfanden diese wohl eher noch als zusätzlich "geadelt", denn als Belästigung. Es ging immer sehr locker zu bei den Shows und da gehörte so etwas offenbar auch dazu. Auch dass er ab und zu mal einen (zu) lockeren Spruch los ließ, nahm ihm wohl kein Gast damals übel, denn bei der Show dabei zu sein, war viel mehr wert und die weiblichen Stars, die zu ihm kamen, wussten alle, woraus sie sich einlassen und hatten wohl auch schon vor der Show einen guten, freundschaftlichen Kontakt zu T.G. geknüpft, sodass das meistens wohl ok war.
T.G. sagt selbst, dass er heute vorsichtiger wäre und ist das insofern schon, weil er zugibt, mit den "neuen Zeiten" wohl nicht mehr so gut zurecht zu kommen.
Im Zuge der Me-Too-Debatte und vielen Skandalen, die dabei hoch gekommen sind, wo einflussreiche Männer die Frauen, die was von ihnen wollten, Filmrolle, Showauftritt oder was auch immer, wirklich bedrängt haben oder gar sexuell genötigt und vergewaltigt.
Jetzt dem T.G. was anhängen zu wollen, was damals einigermaßen normal und auch von den Gästen damals problemlos akzeptiert wurde, ist doch ziemlich "weird".
„wussten alle, woraus sie sich einlassen…“ Ich denke nicht, dass Steffi Graf geahnt hätte, dass der Moderator seine Hose auszieht. Du redest dir das alles schön, was?
Es gibt inzwischen genug Fälle, in denen prominente Männer falsch sexistischer Übergriffe beschuldigt wurden. Man sollte bei der Bewertung seiner Aussagen immer berücksichtigen, dass er nicht irgendwer ist, sondern ein Mann, der Reputation und Geld zu verlieren hat.
Besonders problematisch ist, dass Männer, denen keinerlei Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte, dennoch in der Öffentlichkeit von Medien und Mob systematisch verleumdet werden mit dem Versuch, ihre Existenz zu vernichten. Das sind regelrechte Hexenjagden, die da veranstaltet werden.
Gleichzeitig fällt auch das ohrenbetäubende Schweigen zu den Skandalen um Puff Daddy oder Harvey Weinstein auf, die natürlich keine Einzelfälle waren und die aber deutlich machten, dass das gesamte amerikanische Show-Geschäft der größte Prostitutionsring der Welt sein dürfte, in dem sich auch Pädophile sehr gut ausleben konnten.
Auffallenderweise wird viel über schräge Bemerkungen älterer Herren diskutiert und ein riesen Bohei um irgendwelches Gendergeschwurbel veranstaltet, aber wie viele junge Künstler sexuell ausgebeutet wurden - real vergewaltigt, nicht nur mit dem falschen Pronomen angesprochen - das wird unter den Teppich gekehrt. Man kann davon ausgehen, dass die Täter noch viel Einfluss haben.
Epsteins Telefonbuch...die Story ist ja bekannt. Darum muss man schon die Frage stellen, ob man in den Medien wirklich an Aufklärung und Schutz vor Übergriffen interessiert ist oder sich nicht einfach nur daran ergötzt, andere Menschen so richtig fertig machen zu können und gleichzeitig von den Leichen im eigenen Keller abzulenken.
„Es gibt inzwischen genug Fälle, in denen prominente Männer falsch sexistischer Übergriffe beschuldigt wurden.“ Ja, in der Fantasie derer, die glauben ein Freispruch aus Mangel an Beweisen hieße, die Klägerinnen würden lügen. Wenn du Gegenbelege hast, kannst du gerne zeigen, aber mir wäre kein Fall bekannt, indem das so wäre.
Bist du dir eigentlich dessen bewusst, dass diese Behauptung Verleumdung und eine Hexenjagd deinerseits ist?
Dass es damals andere Werte gab ist richtig. Zumindest was die dominanten Akteure damals betraf. Dass die Frauen andere Empfindungen hatten, würde ich nicht unterzeichnen. Man merkt schon deutlich, dass den Frauen das Gehabe Gottschalks unangenehm ist. Bloß durften sie nicht anders als positiv drauf reagieren, wenn sie noch Gesellschaftstauglich bleiben wollten. Aber eine Grenzüberschreitung bleibt immer eine Grenzüberschreitung. Die Zeit hat sich insofern geändert, dass Frauen nicht mehr dafür sanktioniert werden Grenzen zu setzen, sondern Männer dafür Grenzen zu überschreiten. Man kann selbstverständlich der Meinung sein Gottschalk sollte nicht kritisiert werden, weil er einfach sexistischer Mitläufer war (oder auch “dem Zeitgeist” entsprach). Aber man sollte ihn in jedem Fall dafür kritisieren, dass er seinen Fehler nicht einsieht und sich nicht dafür bei den Frauen entschuldigt. Auch schon damals gab es Feministinnen, die solche Zustände kritisiert haben. Dass ihr euch damals über diese lieber lustig gemacht habt, als euer Verhalten zu hinterfragen, das habt ihr selbst zu verantworten.