Hallo Amaris,

die Vorstellung, eine nicht-menschliche Seele in sich zu tragen, wie immer man dies nun definiert und damit letzten Endes spürt/weiß/glaubt, entbehrt zunächst jeder wissenschaftlichen Grundlage. Insofern wäre es ein Leichtes (und sicherlich ist dir dieser Vorwurf schon entgegengebracht worden bzw. wird es womöglich auch hier in diesem Blickwechsel), dich als einen Menschen mit Wahnvorstellungen zu bezeichnen. Auch wenn ich diesen Gedanken zugegebenermaßen nicht ganz von mir zu weisen vermag, möchte ich dringend einlenken, dass man natürlich auch jedem religiösen Menschen solcherlei Probleme unterstellen kann. Die Wissenschaft kann ja nun auch die Existenz bspw. eines christlichen Gottes nicht beweisen, demzufolge der Glaube an einen solchen ebenso als psychische Komplikation bezeichnet werden könnte.

Ich zum Beispiel bin Christ auf dem Papier und bezeichne mich durchaus als religiös, was gleichbedeutend damit ist, dass ich hinter all dem, was die Wissenschaft mich lehrt (und was ich ihr auch glaube) eine ("göttliche") Kraft wittere, die sich der menschlichen Vorstellung entzieht. Womöglich mag dies nur ein Wunschgedanke (im Sinne von Hoffnung) sein, um mir selbst bspw. die Angst vor dem Tod zu nehmen, oder mir das Verständnis der natürlichen Gesetze, und den "Sinn all dessen" begreifbarer zu machen.

Wie dem auch sei, sorgt diese Form von Religiösität in meinem Fall nicht dafür, dass mein Alltag rituelle Formen annimmt. Ich bin kein kirchlicher Mensch, ich falte auch nicht mehrmals täglich die Hände gen Himmel, um zu beten, und ich führe auch keine Diskussionen um anderen meine Gedanken begreiflich zu machen oder gar aufzudrängen.

Nun stellt sich die oben unscharf umrissene Frage, wie dies bei dir ist. Denn letzten Endes kann man deine Otherkin-Einstellung ja als Religion bezeichnen. Es ist der organisierte Glaube an etwas, das sich der Wissenschaft entzieht.

Siehst auch du dies als Religion und bezeichnest du dich als religiös? Und, falls ja, wie auffällig gestaltet sich danach dein Alltag? Eher unauffällig, wie in meiner Beschreibung? Oder überdeutlich, und inwiefern? Es gab ja nun bereits hier auf GF Therians (wo genau liegt eigentlich der Unterschied?), die erzählt haben, dass sie abends quakend durch den Garten gehüpft sind, da sie etwas von einem Frosch in sich tragen (oder so ähnlich). Ab da wäre dann der Moment gekommen, dass ich tatsächlich von einer gewaltigen und potentiell gefährlichen psychischen Verirrung sprechen würde.

In letzterem Fall stellt sich dann überdies die Frage, inwieweit dieser Blickwechsel hier nicht einer Vorführung gleichkäme. Mein erster Gedanke, du wirst ihn möglicherweise entschuldigen, war nämlich genau der, mit Erinnerung an die Froschepisode: Was veranstaltet das GF-Team hier für eine Charade, und wieso stellt sich jemand mit derart abseitigen Vorstellungen dafür zur Verfügung? Insofern also auch meine Frage: Wo fangen für dich an, die Grenzen zwischen "seriöser Religiösität" und absurden Vorstellungen zu verschwimmen?

[Zugegebenermaßen habe ich etwas gemogelt, da ich nun mehr als eine Frage gestellt habe...]

lg up